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Pädagogik für Dich 5/2023 ECHT BESONDERS

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Kinder mit besonderen Herausforderungen, Eltern oder Fachkräfte im Burnout, neue Familien in der Kita, Kinder in Rollenspielen … Denkst du manchmal: Was ich tue ist „einfach besonders“? Dann ist die neue Ausgabe „Pädagogik für Dich“ genau das Richtige für dich. Hier findest du unter anderem den Beitrag einer Mama, die ein Kind mit Asperger-Syndrom ins Leben begleitet, ein Interview zur Peer-Group Eingewöhnung, den Unterschied zwischen Burn-out und Burn-on und einiges mehr ...

Pädagogik für Dich | Ausgabe 05/2023 Und dann bin ich wer anders Im Rollenspiel die Welt entdecken von Stephanie Wendle Kannst du dich noch an deine Kindheit erinnern? An das, was du am liebsten gespielt hast? Wahrscheinlich fallen dir bestimmt die ein oder anderen Nachmittage ein, an denen du mit deinen Freundinnen und Freunden als Räuberbande um die Häuser gezogen bist. Ein anderes Mal hast du als sorgsame Puppenmama oder liebevoller Puppenpapa dafür gesorgt, dass das Baby nicht friert, wenn du es im Puppenwagen durch den Garten geschoben hast. Oder wie du auf allen Vieren in die Höhle aus Decken gekrabbelt bist, um dich als Hund schlafen zu legen. Das Rollenspiel in der kindlichen Entwicklung Das Rollenspiel ist aus der kindlichen Entwicklung nicht wegzudenken. Für die Kita-Zeit ist es eine sehr typische und häufige Form des Spielens. Es dient dazu, gemachte Erfahrungen und Erlebnisse zu verarbeiten und nachzustellen. Meist werden Situationen aus dem täglichen Leben nachgespielt und die Kinder haben so die Möglichkeit, sich mit der „Erwachsenenwelt“ zu beschäftigen. Sie erleben hautnah, wie es der Mutter geht, wenn sie das Essen kocht, einkaufen geht, aufräumt oder das Baby versorgt. Ein anderes Mal erlebt es die Rolle des Vaters, der das Kochen sicher anders interpretiert als die Mutter. Es verarbeitet Erlebnisse mit der Polizistin, dem Arzt oder der Busfahrerin. Manche Kinder ziehen gern auch das passende Kostüm an. Das Kind nimmt verschiedene Sichtweisen ein und lernt, die Welt auch „mit anderen Augen“ zu sehen und sich in andere hineinzuversetzen. Ist zum Beispiel aus der Familie jemand krank, beschäftigen sich Kinder gerne mit dem Thema „Krankenhaus“ oder „Arztbesuch“. Hier lässt sich gut beobachten, dass in der kindlichen Welt immer alles ein gutes Ende nimmt. Stirbt im Spiel jemand, darf er einfach spätestens zum Spielende wieder aufstehen. Im Nachspielen von Filmen und Serien oder Szenen aus Büchern lernen die Kinder zwischen Fiktion und Wirklichkeit zu unterscheiden. Themen werden weitergesponnen oder umgestaltet. Sie merken, dass viele Dinge, die in der Welt der Medien möglich sind, in der Realität gar nicht funktionieren. Über das Rollenspiel wird dem kindlichen Gehirn ermöglicht, sich in verschiedene Rollen einzufühlen, Sorgen und Ängste zu verarbeiten und im Austausch mit anderen Kindern oder Erwachsenen Lösungen zu finden. Positive und negative Eindrücke werden gleichermaßen wiederholt und Situationen eingeordnet. Es entwickelt dadurch Verständnis für die Welt der Erwachsenen, ihre Aufgaben und Rollen im täglichen Leben. Deshalb verrät das Rollenspiel viel über das Leben von Kindern und ihren Familien, häufig auch, welche Sorgen und Nöte sie vielleicht beschäftigen. Im Rollenspiel zeigen Kinder Höchstleistungen Sicher konntest du schon beobachten, dass sich die ersten Rollenspiele mit ungefähr drei Jahren von den Rollenspielen der älteren Kinder unterscheiden. Das liegt daran, dass es sich bei den Jüngeren zunächst um ganz einfache Geschichten handelt. Oft ist es auch nur eine Handlung, wie zum Beispiel den Puppenwagen durch die Gänge zu steuern, bei der das Kind aber Höchstleistungen zeigt. 10

Kreativität Um im Rollenspiel gut agieren zu können, muss sich das Kind eine Handlung überlegen. Im Fall des Puppenwagenschiebens ist es vielleicht das Spazierengehen. Oder aber das Baby soll schlafen. Dazu kommt noch die Rolle, die das Kind dabei übernehmen möchte. Ist es der Vater oder die Mutter? Gibt es einen Spielpartner, müssen sich die Kinder über die Handlung und Rollenverteilung sprachlich austauschen. Je älter das Kind wird, desto komplexer werden Rollenspiele. Spätestens mit vier Jahren spielen fast alle Kinder Rollenspiele. Es kommen weitere Fähigkeiten der Kinder hinzu: Jetzt beginnen sie damit, ein Spiel zu planen, verschiedene Handlungen zu entwickeln und sich auch immer besser darüber zu verständigen. Es wird gemeinsam eine Spielidee entworfen und du kannst Sätze hören wie „… und dann kommst du halt da rein und sagst …“ oder „… wenn du dann fertig bist, machst du noch das Bett.“ Die Bedeutung des Rollenspiels Das Rollenspiel ist von großer Bedeutung für die soziale, sprachliche und kognitive Entwicklung von Kindern. In gemeinsamen Rollenspielen müssen sich Kinder untereinander absprechen. Sie lernen, sich in eine Gruppe einzufügen, tolerant zu sein, aber auch eigene Ideen und Vorstellungen einzubringen. Sie müssen sich durchsetzen oder Kompromisse schließen. Die Kinder lernen voneinander, indem sie sich gegenseitig beobachten. Sie trainieren auszuhalten, selbst nicht mitspielen zu dürfen, dass der Freund nicht mitspielen darf oder die eigene Idee plötzlich über den Haufen geworfen wird, weil andere Ideen umgesetzt werden. Im Rollenspiel gibt es Regeln und die Kinder lernen deren Einhaltung. Gelingt ihnen das nicht, kann das für sie unangenehme Folgen haben. Im besten Fall verlieren sie ihre Rolle und müssen eine andere, nicht gewollte übernehmen. Im schlechtesten Fall werden sie vom Spiel ausgeschlossen. Du hast bestimmt schon erlebt, wie streng Kinder sein können, wenn ein anderes Kind über die Stränge schlägt. Im Rollenspiel kann ein Kind seine inneren Konflikte ausleben. Es kann zum Beispiel durch die Puppe Dinge sagen und tun, was es selbst zu Hause nicht darf. Dann übernimmt das Kind die Rolle der Mutter oder des Vaters, um die Puppe zu maßregeln. Auch im Freien spielen Kinder häufig Rollenspiele. Dabei machen sie sich auch die Gegebenheiten der Natur zunutze. 11

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