Pädagogik für Dich | Ausgabe 05/2023 Wenn die Ablehnung schon ins Gesicht geschrieben steht Mattheos Leistungen waren super. Viele gute Noten machten den Schritt aufs Gymnasium möglich. Noch bevor er das Gymnasium betrat, führten wir Gespräche mit der Integrationsfachkraft und der neuen Klassenlehrerin. Das fanden mein Mann und ich gut, dennoch spürten wir bei der Klassenlehrerin Ablehnung. Die fünfte Klasse begann und natürlich gab es Reibereien. Ist ja ein ganz natürlicher Prozess, dass sich die Kinder erst mal finden müssen. Das erste Vierteljahr war anstrengend und endete kurz vor den Winterferien in einem größeren Gespräch, wo wir gemeinsam gute Lösungen für Mattheo erarbeiteten. Plötzlich klopfte Corona an die Tür. Zu dem Zeitpunkt hatte Mattheo wieder Termine in der Autismus-Ambulanz zur Diagnoseüberprüfung. Die Fachkräfte dort waren sich plötzlich nicht mehr sicher und empfahlen einen Aufenthalt auf der ambulanten Station der KJP (Kinder- und Jugendpsychiatrie). Da ging alles sehr schnell. Kurz nach Ostern war die Aufnahme und Mattheo war weg. Keine nächtlichen Wanderungen mehr, um den TV anzumachen, keine Reibereien mit Gesa. Zu Hause entspannte sich die Lage und dennoch war Mattheo im Mittelpunkt. Es gab Familientherapiestunden, Einzelgespräche, Elterngespräche und feste Besuchszeiten und Familiengruppen. Eine Herausforderung an unsere Dienstpläne. Und ganz plötzlich war die Diagnose „Autismus“ vom Tisch. Das fühlte sich an wie ein Schlag in die Magengrube. Nach Entlassung gab es auch keine Termine in der Autismus-Ambulanz oder bei der Familienberatungsstelle. Mattheo wurde gekonnt aus dem System der KJP herausgewippt. Die Therapeutin, die wir zur Anschlussbehandlung für ihn fanden, hat super mit Mattheo gearbeitet, war im Gymnasium zur Hospitation, fand mit Mattheo gute Lösungsstrategien und hatte für uns immer ein „offenes“ Ohr. Mattheo soll funktionieren Das Gymnasium hatte für Mattheo den Plan, dass er im Unterricht anwesend ist, den Anweisungen der Lehrkräfte folgt und möglichst noch gute Leistungen bringt. Das ging gehörig schief! Konzentrierte er sich auf seine Leistungen, fiel die Sozialkompetenz hinten runter. Bemühte er sich um seine sozio-emotionale Seite, litten die Leistungen. Ein ums andere führte ihn zu dem Wunsch, auf die Oberschule zu wechseln. Die war schnell gefunden und Mattheo erlebte in seiner Schullaufbahn zum ersten Mal, dass er SEIN darf. Das war April 2022. Er kam an, fand Anschluss. Wir haben ein gutes Netz und einen guten Austausch um ihn herum gebildet. Seit Oktober 2022 gibt es keine Schulbegleitung mehr und im November haben wir das Medikament abgesetzt. Nach sechs Jahren Schule hat er endlich Ruhe gefunden und darf ein Schüler mit all seinen Besonderheiten und Macken sein. Er blüht richtig auf. Von außen betrachtet, ohne Wissen über sein MEHR wird Mattheo als typischer Teenager eingeordnet. Das war das ZIEL. Unser toller Junge macht seinen Weg … Claudia Ungefehr ist dreifache Mama, Erzieherin und erste Vorsitzende des Kita-Fachkräfteverbandes Sachsen/Sachsen-Anhalt. 24
Träger Das geht nur im exklusiven Rahmen Blitzinterview mit Marion Bischoff Im März 2024 finden zum zweiten Mal die pädagogischen Fachtage in Aschau im Chiemgau statt. Marion Bischoff als Initiatorin und Referentin steht uns dazu im Blitzinterview Rede und Antwort. Pädagogik für Dich: Marion, ihr habt mit der Pädagogik für Dich ein Projekt gestartet, das auf drei Säulen fußt: das Fachmagazin, die Webinare und die pädagogischen Fachtage. Wie kommt man denn auf sowas? Marion Bischoff: Eigentlich ist die Erklärung ganz einfach: Es sollte ein Gesamtkonzept, ein Rundum-Sorglos-Paket für pä‐ dagogische Fachkräfte in Krippe Kita, Kindertagespflege und Hort entstehen. Zugleich möchten wir sowohl Führungskräfte und Trägervertretungen als auch Praktikantinnen und Praktikanten ansprechen. Die pädagogischen Fachtage heben sich ganz besonders von anderen Weiterbildungsangeboten ab. PfD: Aha. Und wie? M.B.: Wir haben uns entschieden, unseren Fachtagen einen exklusiven Status zu verleihen. Alle Workshops sind für max. 20 Teilnehmende offen. Wer zuerst bucht, bekommt einen Platz. Das hat bei der Premiere bereits super geklappt und die Anfragen für 2024 bestätigen uns. Wir möchten den Pädagoginnen und Pädagogen die Möglichkeit bieten, ihre individuellen Fragen und Wünsche in den Workshops zu berücksichtigen. Das geht nur im exklusiven Rahmen. PfD: Das klingt, als steht das Programm für 2024 bereits fest. Was können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erwarten? M.B.: Ja, es ist alles geplant. Es werden wieder drei bunte Tage mit unterschiedlichen Referentinnen und Themenfeldern. Es geht um Naturpädagogik, Herausforderungen im Alltag mit Kindern, um Resilienz und innere Ruhe, die Begleitung traumatisierter Kinder und Selbstvertrauen, Motivation und so manches mehr. Auch im kommenden Jahr haben wir wieder tolle Referentinnen mit dabei. Die Vorfreude wächst mit jedem Tag. PfD: Du sagst, es gibt schon Anmeldungen. Wo kann man sich denn anmelden? M.B.: Ja, einige Workshops sind schon recht gut gebucht und wir freuen uns über alle, die noch dabei sein möchten. Anmelden kann man sich unter www.wir-bauenbruecken.com/pädagogik/fachtage-pädagogik-für-dich/ Dort findet man auch alle Buchungsoptionen: Einzelworkshop, Tagesbuchung und das Gesamtpaket. Bei uns gestalten alle ihre Fortbildung nach ihren Wünschen. Das Blitzinterview führte Eva Martin. 25
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