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Pädagogik für Dich 5/2023 ECHT BESONDERS

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Kinder mit besonderen Herausforderungen, Eltern oder Fachkräfte im Burnout, neue Familien in der Kita, Kinder in Rollenspielen … Denkst du manchmal: Was ich tue ist „einfach besonders“? Dann ist die neue Ausgabe „Pädagogik für Dich“ genau das Richtige für dich. Hier findest du unter anderem den Beitrag einer Mama, die ein Kind mit Asperger-Syndrom ins Leben begleitet, ein Interview zur Peer-Group Eingewöhnung, den Unterschied zwischen Burn-out und Burn-on und einiges mehr ...

Pädagogik für Dich | Ausgabe 05/2023 Wenn das „Holz“ ausgeht Der Unterschied zwischen Burn-out und Burn-on von Marion Bischoff Häufig hört man in persönlichen Berichten, Pressemeldungen oder durch wissenschaftliche Studien, dass Erzieherinnen und Erzieher besonders von psychischen Störungen betroffen sind. Laut einer Studie der kath. Hochschule Aachen (2013) wurde bereits vor zehn Jahren festgestellt, dass jede fünfte Fachkraft im elementarpädagogischen Arbeitsfeld zur Burn-out-Hochrisikogruppe gehört. Wenn du das auf eure Einrichtung überträgst, würde demnach in jeder zweiten Gruppe ein Kollege oder eine Kollegin aufgrund von Burnout ausfallen. Die Zahlen sind alarmierend und das nicht erst, seit die Corona- Pandemie die Situation in den Kitas weiter verschärft hat. Zugleich nehme ich als Coach öfter wahr, dass die Erzieherinnen und Erzieher etwas bewusster mit sich und ihren Kräften umgehen. Das führt automatisch zu Ausfällen im Alltag, zu noch größerer Personalnot und weiteren stark belasteten Kolleginnen und Kollegen. Die Spirale dreht sich in manchen Einrichtungen besonders schnell und man kann sich kaum entziehen. Als Kita-Leitung bist du deswegen gefordert, deine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Selbstfürsorge anzuhalten und sie in der Einhaltung von Pausen, Urlaub und Erholungsphasen zu bestärken. Selbstvergessenheit und Unaufhörlichkeit Burn-out Dabei ist der Burn-Out nur eine von vielen psychischen Risikositutionen. Weniger bekannt, doch nicht weniger gefährlich ist der sogenannte Burn-on. Wer sich mit einem Burn-on auseinandersetzen muss, vergisst sich vollkommen selbst. Vielmehr funktionierst du über alle Grenzen hinaus, agierst permanent für den Job und hast das Gefühl, gar keine Ruhepausen zu brauchen. Stattdessen bist du per Handy stets für alle erreichbar, schaltest auch im Urlaub nicht ab. Das Gefühl deiner Familie und Freunde ist, dass du rund um die Uhr und ohne freien Tag für deinen Job brennst. Entscheidender Unterschied Beim Burn-out fühlst du dich irgendwann leer, ausgebrannt und vor dir liegt (wenn überhaupt) nur noch ein Häufchen verglühte Kohle. Dein Feuer ist „aus“. Beim Burn-on hingegen steigst du aus deinem Hamsterrad nicht aus, du rackerst und agierst ohne Unterlass und dein Feuer brennt, obwohl schon gar kein Holz mehr vorhanden ist. Ursachen Erkennbar durch Gründe Folgen - (individuell empfundener) Stress - (selbst auferlegter) hoher Leistungsdruck - (eigene) übersteigerte Erwartungshaltung - plötzlich auftretende Ungeduld - Gereiztheit - Stimmungsschwankungen - Angst vor Ausgrenzung (durch Vorgesetzte) - unklar definierte Arbeitsabläufe - unsichere Zukunftsperspektive - fehlende Selbstverwirklichungsmöglichkeit - (selbst eingeschätzter) Verlust der eigenen Leistungsfähigkeit - Dauererschöpfung - Erhöhte Reizbarkeit - zwischenmenschliche Distanz - Schmerzen, Verdauungsstörungen, Herzrasen, Herzrhythmusstörungen - Depression 28

Kitaleitung Dieses Bild des Feuers verwende ich gern symbolhaft, weil man sich dadurch den Unterschied am besten vorstellen kann und die Verwechslungsgefahr minimiert ist. Die Symptome beider Syndrome sind ähnlich, auch die Folgen können sich durchaus ähneln. Die Ursachen unterscheiden sich allerdings und auch die erkennbaren Anzeichen sind verschieden. Vorbeugende Möglichkeiten Burn-out Prophylaxe Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nie. Doch je bewusster du dich mit dir und deiner Work-Life-Balance beschäftigst, umso eher kannst du einem Burn-out vorbeugen. Stell dir auch hier immer wieder symbolisch vor, wie du einen neuen Holzscheit auf deine Flamme legst, damit sie nicht ausgehen kann. Diese Holzscheite können ganz unterschiedlich sein. Überlege dir und fühle in dich hinein, was dir guttut. → Nimm dir Zeit für eine Meditation, um ganz bei dir selbst zu sein. → Unternimm einen Spaziergang (allein, wenn du deine Ruhe brauchst, oder mit anderen, wenn du dich austauschen möchtest). → Halte deine Arbeits- und Pausenzeiten ein. → Delegiere Aufgaben an andere. → Gehe deinen Hobbys nach und schaffe dir die Zeitfenster dafür. → Tu das, was dich begeistert, um deine Motivation zu stärken. Burn-on Prophylaxe Beim Burn-on, der oft Menschen in Führungs- oder Entscheidungspositionen trifft, solltest du zusehen, dass du dir nicht zu viele „Holzscheite“ bereitlegst. Betrachte eine normale Arbeitswoche und wähle wenigstens drei Arbeiten aus, die du abgeben kannst. Das Vertrauen in andere zu stärken und zugleich die Bereitschaft zu delegieren sind ein zentrales Thema, um aus der Burn-on-Spirale auszusteigen. Burn-on → Delegiere Aufgaben an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die deren Kompetenzen entsprechen. → Schalte dein Handy nach Feierabend aus. → Achte bewusst auf deine Arbeitszeiten. → Finde einen für dich entspannenden Ausgleich zur Arbeitssituation, in der du ohne Termindruck dich selbst spüren kannst (Sport oder Kreativität sind hierbei besonders zu empfehlen). Hier findest du Entspannungstipps für Zwischendurch. Marion Bischoff ist Kommunikationstrainerin, Autorin, Coach und Dozentin. www.wir-bauen-bruecken.com www.marionbischoff.de Ursachen Erkennbar durch Gründe Folgen - Dauerstress/ chronische Überlastung (oft selbstgemacht) - keine Pausen - ständige Erreichbarkeit - Kein Zusammenbruch, jedoch dauerhafte physische und psychische Belastung - Gedankliche Fixierung auf das Professionelle (Entfernung von persönlichen Werten und Zielen). - Man schafft es nicht, aus dem „Hamsterrad“ auszusteigen - Verzweiflung - Fehlende Balance zwischen Anspannung und Entspannung - Arbeiten „rund um die Uhr“ - Angst vor Macht- oder Einflussverlust - sich beweisen wollen - den eigenen Wert von anderen erkannt wissen - Gefühl des Nichtgenügen-Könnens - Unzufriedenheit - Perspektivlosigkeit - körperliche und seelische „Schmerzen“ (Kopf-, Gliederschmerzen, Schlafstörungen) - Bluthochdruck bis hin zu Schlaganfall und Herzinfarkt 29

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