Pädagogik für Dich | Ausgabe 05/2023 So bekommt ihr ein objektiveres Bild. Als Bezugsperson ist man durch Vorerfahrungen oft schon beeinflusst und nicht immer objektiv. Guten Kontakt zum Kind halten Nicht nur die Eltern, auch das Kind befindet sich in einer Ausnahmesituation. Deswegen braucht das Kind Menschen, denen es vertraut. Achte darauf, einen guten Kontakt zum Kind zu halten. Gib ihm das ehrliche Gefühl, seine Emotionen so anzunehmen, wie sie gerade sind, und jederzeit für es ansprechbar zu sein. Meist merkst du anhand des Verhaltens und der Aussagen des Kindes, wenn es konkrete Unterstützung von dir braucht. Entwicklungsstand des Kindes erfassen Wenn Mütter bereits während der Schwangerschaft suchtkrank sind, kann es sein, dass sich hierdurch beim Kind Defizite oder Krankheiten wie das Fetale Alkoholsyndrom (FAT) entwickelt haben. Eine gezielte Förderung, beispielsweise durch eine Frühförderstelle, kann hier sehr hilfreich sein. Sprich mit den Eltern und biete ihnen die Kooperation mit den Förderzentren an. Auch eine anonyme Fallberatung ist möglich, wenn Eltern nicht kooperativ sind. Handlungsanweisungen kennen Habt ihr im Team einen Leitfaden erarbeitet, solltest du dich an das halten, was für eure Kita festgelegt wurde. Zugleich sind individuelle Anpassungen notwendig, um im Einzelfall auf die Situation der Familien eingehen zu können. Absprachen mit Kolleginnen und Kollegen, der Kita-Leitung und der Fachberatung geben dir dabei zusätzliche Sicherheit. Bleib dir treu Merkst du, dass eine Situation dich persönlich überfordert, sei bereit, andere um Hilfe zu bitten. Manchmal musst du einen Fall abgeben, ein Gespräch von anderen führen lassen oder dir jemanden dazu holen. Professionalität bedeutet auch, die eigenen Grenzen zu erkennen und sich selbst zu schützen. Du hilfst weder dem Kind noch seinen Eltern, wenn du deine Grenzen überschreitest. Zum Wohl des Kindes kannst du nur handeln, wenn du für dich und in dir klar und stabil bist. Michaela Lambrecht ist Sozialpädagogin, Erzieherin und zertifizierte Krippenpädagogin. Derzeit arbeitet sie als freiberufliche Fachautorin für Frühpädagogik und als Dozentin im Studiengang Kindheitspädagogik. www.fitmachtschlau.de 32
Fachkräfte Grenzen der pädagogischen Arbeit Vorteile und Herausforderungen im Kita-Alltag von Sina Grote Das Wirkungsfeld in einer Kita ist groß. Hier agieren täglich kleine und große Menschen mit ihren persönlichen Geschichten. Es gibt zudem einen gesetzlichen Auftrag und Rahmenbedingungen, die es zu beachten und erfüllen gilt. Natürlicherweise werden hierbei unterschiedliche Grenzen berührt. Was ist eine Grenze? Stelle dir eine gestrichelte Trennungslinie vor. Diese hat die Aufgabe, benachbarte Bereiche voreinander zu schützen und diese zu unterteilen. Man könnte auch formulieren: Grenzen stecken einen Rahmen. Trennlinien sind in ihrer Beschaffenheit äußerst unterschiedlich. Versinnbildlichen kann dies beispielsweise ein Gartenzaun. Es gibt Zäune in verschiedensten Variationen: Einige sind dick gemauert, hoch, blickdicht und in Signalrot angestrichen. Andere hingegen bestehen aus grobmaschigem Draht, sind luft- und sichtdurchlässig. Überträgst du dieses Bild auf dich, kannst du festhalten: Grenzen sind grundsätzlich veränderbar. Je nach Situation, Person und Institution gibt es hierfür kleinere oder größere Spielräume. Wie Grenzen entstehen In einer Kita kommen Mitarbeitende mit verschiedenen Trennlinien in Berührung. Jeder Mensch errichtet im Laufe seines Lebens persönliche Grenzen auf verschiedenen Ebenen. Diese entstehen aus individuellen Erfahrungen und Lebenswelten (Sprache, Kultur, Werte, Glaube etc.) und bilden eine Art innerer Landkarte. Dieser Prozess kann vollständig bewusst bis komplett unbewusst passieren. Neben So könnten exemplarisch die Grenzen einer pädagogischen Fachkraft aussehen. inneren Grenzen zu bestimmten Themen gibt es bei jedem Menschen auch äußere. Diese erkennen wir zum Beispiel, wenn uns Personen körperlich zu nahetreten. Jede Einrichtung hat auch institutionelle Grenzen. Diese fußen auf den gesetzlichen Grundlagen und Bildungsplänen. Und werden zumeist verfeinert in Betriebsvereinbarungen und pädagogischen Konzepten, welche den Rahmen für die Praxis bilden. Grenzen können schützen Grenzen schützen Personen vor etwas oder jemandem. Sie geben Halt und einen Rahmen. Der Prozess der Abgrenzung beginnt im Alter von etwa drei Jahren. Vorher begreifen Kinder sich verschmolzen mit ihrer Umwelt. Auch zu deinen Aufgaben gehört es, die Kinder bei diesem Prozess zu begleiten und zu unterstützen. Beispielsweise mit gezielten Projekten, wo das „Nein-Sagen“ geübt wird.
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