Pädagogik für Dich | Ausgabe 05/2023 Das kann in unterschiedlichen Bereichen passieren. Beispielsweise, wenn mehrere Kolleginnen und Kolleginnen ausfallen und der vorgeschriebene Betreuungsschlüssel nicht mehr eingehalten werden kann. Dann sollte die Führungskraft umgehend nötige Maßnahmen ergreifen, die den gesetzlichen Rahmen wiederherstellen. Grenzen können trennen Es ist nicht immer eindeutig zu erkennen, wann in der pädagogischen Arbeit „gefährliches Grenzgebiet“ beschritten wird. Ein gesunder Umgang mit Grenzen bedeutet, diese zunächst wahr- und ernst zu nehmen. Und in einem weiteren Schritt fachlich angemessen mit ihnen umzugehen. Dazu gehört auch ein reflektiertes und bewusstes Vorgehen. Wird eine Trennlinie übertreten, passiert in der Regel etwas in uns selbst, bei anderen Personen oder in Institutionen. Das ist zum einen auf der Gefühlsebene spürbar und kann sich zum Beispiel durch kurze Irritation oder Erkenne die Grenzen des Kindes und schütze sie. ein Bauchgrummeln deutlich machen. Auch die Verhaltensebene gibt Zeichen: Verändert sich plötzlich in Personen oder Institutionen etwas, so kann hierfür eine Störung aufgrund einer Grenzverletzung ursächlich sein. Dabei kann das Gefühl von schwach und kaum merklich bis hin zu heftig und mächtig wirken.
Fachkräfte Handlungsoptionen für die Praxis Liegt ein konkreter Fall von Grenzverletzung oder der Verdacht darauf vor, muss die Lage mit Bedacht betrachtet werden. Fragen, die zur Klärung beitragen können: → Was ist passiert? → Wer hat was beobachtet? → Was kann ich tun, um die Situation zu ändern? → Welche Pflichten habe ich? → Wen kann und sollte ich informieren? → Was sind die konkreten nächsten Schritte? → Wer kann akut und langfristig zur Hilfe hinzugezogen werden? → Was braucht das Kind? Von mir, der Kita, den Eltern, anderen? Sicher sind sowohl Übergriffe als auch andere Grenzverletzungen von Fall zu Fall individuell zu betrachten. Trotzdem braucht es aufmerksame Kolleginnen und Kollegen, um sowohl Kinder als auch Fachkräfte zu schützen. Egal auf welcher Ebene eine Grenzverletzung stattfindet. Umso wichtiger ist es auch, Kinder zu sensibilisieren und ihnen immer wieder den Mut zuzusprechen, für sich selbst einzustehen. Spätestens an dieser Stelle wird deutlich, wie wichtig das Vertrauen des Kindes zu einer Bezugsperson ist. Je größer das Vertrauen, umso eher offenbart sich ein Kind. Ebenso wichtig ist die Vertrauensbasis innerhalb des Teams. Schwierige Situationen besprichst du leichter mit Menschen, denen du vertraust. Es ist ratsam, Bewertungen und alle Folgeschritte mit mindestens einer zweiten Vertrauensperson zu besprechen. Konflikte in der pädagogischen Arbeit sollten zudem auch immer verschriftlicht werden, da eine Dokumentation das Handeln der betreffenden Personen im Ernstfall (z. B. bei Kindeswohlgefährdung) auch rechtlich absichern kann. Zur weiteren Absicherung ist es hilfreich, den Träger mit ins Boot zu holen und sich fachkundige, externe Hilfe zu organisieren (von der Fachberatung, dem Jugendamt oder anderen). Es ist kein Scheitern Trotz bestmöglichen Einsatzes kann es dazu kommen, dass kritische Situationen nicht zum Wohle aller aufgelöst werden (können). Eine unzufriedene Leitungskraft, die immer wieder vergeblich mit dem Träger für bessere Rahmenbedingungen streitet, sollte entscheiden, wie lange es sich aus ihrer Sicht lohnt, zu kämpfen. Wer sich nicht wahr- oder ernst genommen fühlt, überschreitet persönliche Grenzen. Passiert dies langfristig, kann es zu psychischen Belastungssituationen führen. Das Wissen „Wir haben alles getan, was in unserer Macht stand" (auch, wenn es nicht zum gewünschten Erfolg geführt hat) kann helfen, mit einer kritischen Situation besser umzugehen. Zu guter Letzt: Vorsorge ist besser als Nachsorge. Auch wenn kein aktueller Fall von Grenzverletzung vorliegt, ist es ratsam, sich aktiv mit den eigenen Grenzen auseinanderzusetzen. So verminderst du blinde Flecken und entwickelst zugleich ein Gespür für die Grenzen anderer. Zudem sollte jede Einrichtung über ein internes Schutzkonzept verfügen. Hier hinein gehören konkrete Handlungsschritte für die individuelle Einrichtung. Sina Grote ist Diplom-Sozialpädagogin, Coach und Kita-Managerin. www.sinagrote.de 35
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