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Pädagogik für DICH – 2/2023 WIR SIND (NICHT) ALLE GLEICH

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Du begegnest in deinem Berufsalltag und auch im Leben so vielen Menschen. Und ja, es gibt Gemeinsamkeiten unter uns. Und doch eben auch allerlei Unterschiede. Wie kann man diese Erkenntnis in der Kita-Arbeit nutzen? Was bedeutet die Arbeit in einem multiprofessionellen Team? Welche Bedeutung haben Integration und das Bewusstsein für die Besonderheiten anderer? Wie wichtig ist eine fundierte Ausbildung und welche Bedeutung haben Familienzentren? All das und noch viel mehr liest du in Ausgabe 2-2023 "Wir sind nicht alle gleich".

Pädagogik für Dich | Ausgabe 02/2023 Quality matters Darum finden wir eine fundierte Ausbildung für Kita-Personal wichtig von Veronika Lindner Vorstandsmitglied im VKF Bayern e. V. In den letzten Monaten gab es in einigen Bundesländern vonseiten der Politik neue Ideen, um dem Fachkräftemangel in Kindertageseinrichtungen entgegenzuwirken. So wurde unter anderem in Bayern ein neues Weiterbildungskonzept vorgestellt, mit dem sich interessierte, je nach vorangegangener Berufsausbildung binnen 300 bis 700 Theoriestunden über die Assistenzkraft und Ergänzungskraft bis hin zur pädagogischen Fachkraft qualifizieren können. Diese Kräfte übernehmen in Bayern dieselben Aufgaben wie Erzieherinnen und Erzieher, die normalerweise eine drei- bis vierjährige Ausbildung mit mindestens 2440 Stunden durchlaufen. Nicht nur in Bayern ist die Tendenz zu erkennen, so schnell wie möglich Personen mit einer kurzzeitigen Qualifizierung in die Kitas zu holen. Je nach Bundesland gibt es verschiedene Varianten, um Berufsabschlüsse im pädagogischen Bereich zu erlangen. Bundesweit haben derzeit laut aktuellem Ländermonitoring der frühkindlichen Bildungssysteme der Bertelsmannstiftung 4 % des pädagogischen Personals einen Hochschulabschluss, 68 % einen Fachschulabschluss, 14 % einen Berufsschulabschluss, 7 % befinden sich in Ausbildung, 5 % haben sonstige Ausbildungen und 2 % arbeiten ohne Ausbildung. Je nach Bundesland sind hier jedoch große Unterschiede erkennbar und die Ausbildungen in den einzelnen Bundesländern sind nur bedingt miteinander vergleichbar. In Bayern haben nur 48 % statt bundesweit 68 % einen fachlich einschlägigen Fachschulabschluss. Damit liegt Bayern auf dem letzten Rang, was das Qualifikationsniveau von pädagogischem Personal betrifft (ausgenommen der Daten anderer Bundesländer, die der Geheimhaltung unterliegen). Soll das die Lösung sein? Umso mehr wundert es uns, dass nun in Bayern noch mehr Personen mittels Schnellqualifizierungen in die Kitas geholt werden sollen. Gerechtfertigt wird dies meist mit dem Fachkräftemangel. Doch erleben wir nicht gerade die Zeiten mit vielen Herausforderungen wie Migration, Inklusion und gesellschaftlicher Wandel , die es notwendig machen, dass qualifiziertes Personal die so wichtige Bildungsarbeit gewährleistet? Diese Fragen beschäftigen uns in unserer Verbandsarbeit. Unser Baden-Württemberg Email: Info@verband-kitafachkraefte-bw.de https://verband-kitafachkraefte-bw.de Bayern E-Mail: info@verband-kitafachkraefte-bayern.de https://www.verband-kitafachkraefte-bayern.de Rheinland-Pfalz E-Mail: info@kitafachkraefteverband-rlp.de https://kitafachkraefteverband-rlp.de Saarland E-Mail: Verband@kita-fachkraefte-saar.de https://www.kita-fachkraefte-saar.de/ Hessen E-Mail: kfvhessen@gmail.com https://kfvhessen.org Niedersachsen-Bremen E-Mail: info@kitafachkraefte-niedersachsen-bremen.de https://www.kfkv-niedersachsen-bremen.de Sachsen/Sachsen-Anhalt E-Mail: kontakt@verband-kitafachkraefte-s-sa.de https://verband-kitafachkraefte-s-sa.de Thüringen E-Mail: info@kita-fkv-th.de https://www.kita-fachkraefteverband-thueringen.de Nordrhein-Westfalen E-Mail: vorsitz@kitafachkraefteverband-nrw.de https://kitafachkraefteverband-nrw.de 20

Kita-Fachkräfteverbände Verband positioniert sich klar für eine hohe Ausbildungsqualität mit fundiertem und umfassendem Fachwissen, ausreichende Praxiserfahrungen in verschiedenen Arbeitsbereichen und Praxisbegleitung durch erfahrene Praxisanleitungen. Der Rahmen muss stimmen Wir brauchen entsprechende Rahmenbedingungen, um der hohen Anforderung gerecht zu werden. Dies ist aktuell leider nicht immer gewährleistet. Um bessere Bedingungen zu erreichen, muss sich Kita-Personal noch besser organisieren und sich zusammenschließen. Die Verbände für Kita- Fachkräfte haben sich genau das zum Ziel gesetzt. Doch leider herrscht in der Politik und der Gesellschaft derzeit teils noch der Eindruck, dass in Kitas die Kinder lediglich betreut und beaufsichtigt werden. So gilt oft die Annahme, dass keine fundierte Ausbildung notwendig sei und jeder, der zum Beispiel eigene Kinder hat, den Beruf ausüben könne. Es handle sich schließlich um eine praktische Tätigkeit, die während der Arbeit am Kind erlernt werde, hört man beispielsweise. Zu einem gewissen Anteil stimmt dies. Während der Praktika wird die Erzieherpersönlichkeit gebildet. Doch zusätzlich benötigt es unbedingt entsprechende fachliche Begleitung und Anleitung, Persönlichkeitsbildung, Reflexion und theoretisches Fachwissen, denn das erklärt beispielsweise kindliche Verhaltensweisen und Entwicklungsabläufe. Möglichkeiten schaffen Dennoch sollte es auch für jeden, der Interesse am Berufsfeld zeigt und als dafür geeignet erscheint, eine Möglichkeit geben, sich umfassend und ganzheitlich ausbilden zu lassen, unabhängig davon, ob es sich um den linearen Bildungsweg oder den Quereinstieg handelt. Aus diesem Grund fordern wir nicht nur mehr finanzielle Unterstützung während der Ausbildung, sondern auch neue Wege, um den Quereinstieg mit einer guten Qualität zu ermöglichen. Ideen dafür sind zum Beispiel der Ausbau von Teilzeitformen der Ausbildungen und von pädagogischen Studiengängen. Darüber hinaus ist für unseren Verband ein Konzept für Personen mit sozialen, pädagogischen und therapeutischen Ausbildungen denkbar, die den Beruf nach individueller Prüfung der vorangegangenen Ausbildungsinhalte auf schnellerem Weg absolvieren könnten. Jedoch mit einer Nachschulung in den Bereichen, die in der vorangegangenen Ausbildung nicht gelehrt wurden. Die persönliche Qualifizierung der Personen für den anspruchsvollen Beruf und eine gute Praxisbegleitung setzen wir voraus. Wenn Personen mit Schnellqualifizierungen in Kitas beschäftigt werden, besteht die Gefahr, dass diese aufgrund des fehlenden Wissens, der mangelnden Erfahrung, geringer Reflexionsfähigkeit, unzureichender Professionalität und dem hohen Stresslevel folgenschwere Schäden verursachen und dabei zum Beispiel die Bedürfnisse der Kinder verletzen. Qualität im Blick behalten Zudem kann durch die Anstellung dieser Personen die Bildungsqualität in Kitas noch weiter sinken. Des Weiteren muss sich die Frage gestellt werden, ob die zusätzlichen Kräfte lange im Berufsfeld bleiben. Sind sie mit fehlender Ausbildung nicht schnell überfordert, zum Beispiel wenn ihnen das Wissen über außergewöhnliche kindliche Verhaltensweisen fehlt oder zu wenige Methoden im eigenen Methodenkoffer zur Verfügung stehen? Darüber hinaus müssen auch die Auswirkungen auf das bereits vorhandene Personal überdacht werden. Kann es zum Beispiel passieren, dass gut ausgebildetes Fachpersonal den Beruf verlässt, wenn Kurzzeit-Qualifizierungen flächendeckend zum Einsatz kommen? Gibt es nicht bessere Möglichkeiten, um dem Fachkräftemangel zu begegnen? Zum Beispiel durch die Verbesserung der Rahmenbedingungen, erkennbare Wertschätzung und Anerkennung? Dafür setzen wir uns ein. Unterstütze auch du deinen Verband. Veronika Lindner ist Kindheitspädagogin und Gruppenleitung in einer Kinderkrippe. Sie ist die erste Vorsitzende im VKF Bayern. 21